«Versuchen Sie es mit der Wahrheit, wenn nichts anderes mehr klappt»  Jesper Juul

Was ist ein Psychotrauma?

Eine Situation, die irgendwann einmal lebensbedrohlich für uns gewesen ist oder die wir als lebensbedrohlich empfunden haben hinterlässt in uns Traumagefühle, die in unserem Körper abgespeichert werden.
Diese Traumata können aus einer sehr frühen Zeit in unserem Leben (im Bauch unserer Mutter oder in der frühkindlichen Zeit) entstanden sein, sodass wir bewusst keinen Zugang dazu haben.

Ein solches Trauma hinterlässt meist Spuren in unserem Körper und in unserer Psyche, wobei wir Körper und Psyche nicht trennen, wie es sonst häufig so beschrieben wird. In jeder Körperzelle ist Psyche vorhanden und somit können sich Folgen von Trauma eben ganz unterschiedlich äußern.

  • Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass je früher in unserem Leben ein Trauma entsteht, umso weniger Ressourcen zur Bewältigung dieses Traumas haben wir und umso stärker wird die gesamte Entwicklung davon geprägt.

Um diese für uns lebensbedrohliche(n) Situation(en) zu überleben und weiter leben zu können macht unsere Psyche etwas sehr spannendes, sie spaltet sich auf. Das heißt, sie spaltet den Anteil ab, der nicht aushaltbar gewesen ist (traumatisierter Anteil).
Zurück bleiben ein gesunder Anteil und sogenannte Überlebensanteile die dafür sorgen, dass diese Trennung aufrechterhalten bleibt und so ein Weiterleben möglich wird.

            siehe auch Spaltungsmodell Prof. Franz Ruppert

Was kann es für Hinweise auf zurückliegende (frühe) Traumata geben

Das können z.B.
Ängste, Verspannungen, innere Leere oder ein ständiges „getrieben“ oder beschäftigt sein, Schlafstörungen, jede Art von Krankheiten auf der körperlichen oder psychischen Ebene, Gleichgültigkeit, Beziehungsprobleme, Probleme am Arbeitsplatz etc. sein.

​Was unterscheidet die einzelnen Anteile unserer Psyche?

Gesunde Anteile

  • Sie sind lebendig wach und aufgeschlossen, übernehmen Verantwortung für ihr Leben, ihr Tun und ihren Körper und treffen ihre eigenen Entscheidungen.
  • Sie sind in der Lage sich verletzlich zu zeigen und um Hilfe zu bitten.
  • Gesunde Anteile sind authentisch, ehrlich, zugewandt und klar. Darüber hinaus sind sie konfliktfähig und können Kritik annehmen.
  • Sie respektieren ihre eigenen Grenzen und die der anderen.
  • Sie sind in der Lage Beziehungen auf Augenhöhe zu führen und können ihr Gegenüber so sein lassen, wie sie sind.
  • Es besteht ein Gespür dafür, was die Wahrheit ist und sie suchen auch nach dieser und akzeptieren auch, dass diese wohlmöglich schmerzhaft oder unangenehm sein kann.

Diese gesunden Anteile sind auch die Anteile, die den Impuls geben eine therapeutische Begleitung in Anspruch zu nehmen 🙂

Traumatisierte Anteile

  • Sind ja (s.o.) abgespalten und isoliert und bleiben in dem Alter, in dem sie entstanden sind.
  • Sie halten die Traumagefühle wie z.B. Erstarrung, Todesangst, Ohnmacht, Schuldgefühle, Vernichtungsgefühle, Scham, Ekel u.a. aus.
  • Diese traumatisierten Anteile können allerdings getriggert (angschubst) werden, wenn irgendetwas geschieht, was an das Ursprungsthema erinnert.
  • Ein sogenannter  Trigger kann sehr unterschiedlich sein,
    möglich ist ein Ereignis, ein Geruch, ein Bild, eine Umgebung, eine Stimme, ein Traum oder ähnliches.
  • Durch diesen Anlass geraten die traumatisierten Anteile in eine große Not und bestimmen das Leben.
    Insbesondere, wenn Traumaerfahrungen in frühen Entwicklungsstadien wie vorgeburtlich oder in den ersten Lebensjahren sind diese für die meisten Menschen nicht bewusst.

Hier in diesen traumatisierten Anteilen sind wichtige Persönlichkeitsanteile und Potenziale von uns gebunden.

Überlebensanteile

  • Sind die Anteile, die entwickelt werden um ein Weiterleben möglich zu mache und die aufpassen, dass die traumatisierten Anteile dort bleiben wo sie sind, nämlich abgepalten, da die tiefe innere Angst so groß ist, erneut von den ursprünglich lebensbedrohlichen Gefühlen überrollt zu werden.​
  • Verdrängung und Vermeidung sind zum Beispiel Strategien, die entwickelt werden um das Trauma nicht spüren zu müssen und zudem kommt meist ein „starkes beschäftigt sein“, immer zu funktionieren und sich ständig ablenken müssen dazu. Dazu kommt auch meist das Schönreden („mir geht es doch gut“) und die Illusion („meine Kindheit war schön“).
  • Ist das Trauma bewusst, können auch Strategien wie Bagatellisieren („ein Klaps hat noch niemand geschadet“, „andere mussten viel schlimmeres erleben“) oder ein Intellektualisieren („sie hatten ja auch keine andere Möglichkeit“) zum Vorschein kommen.
  • Ebenso das Idealisieren und das sich selbst abwerten werden als Strategie angewandt („naja ich habe das schließlich auch verdient gehabt, das haben meine Eltern schon richtig gemacht“).
  • Ein wichtiger Überlebensanteil ist auch das Kontrollieren.
    Die Kontrolle bezieht sich zum einen auf die innere Welt, so werden Gefühle unterdrückt und keine echte Nähe zugelassen und zum anderen auch auf die Außenwelt, indem versucht wird andere Menschen zu manipulieren und auf sie einzuwirken, was sie tun oder lassen sollen.
    Ebenso ist auch Macht eine Überlebensstrategie.
  • So können sich Überlebensanteile in verschiedenen Gestalten zeigen. Sie können  sowohl sehr funktionell sein und Beziehungen führen, Karriere machen, Hobbys haben, als auch zerstörerisch wirken und sich in Krankheiten (körperlich und psychisch) ausdrücken.
  • Ein Versuch Abhilfe zu schaffen ist durch Kompensation und die drückt sich z.B. durch
    Übermäßiges  Essen, Alkohol, Nikotin, künstliche Fröhlichkeit, materielle Befriedigung, Karriere, Suche nach Anerkennung im Außen aus. Alles, um den unerträglichen Überlebensmodus zu ertragen.

Überlebensstrategien können sehr geschickt sein und als Ablenkungsmanöver dienen aber das was sie nicht können ist LEBEN!

​Welche möglichen Traumata gibt es?
  • Zeugungstrauma
  • Geburtstrauma
  • Trauma der Liebe
  • Identitätstrauma
  • Existenztrauma
  • Bindungstrauma
  • Bindungssystemtrauma

Literaturempfehlungen Prof. Dr. Franz Ruppert:

  •     Wer bin ich in einer traumatisierten Gesellschaft?
  •     Mein Körper, mein Trauma, mein Ich
  •     Trauma, Angst und Liebe
  •     Ich will leben, lieben und geliebt werden

Sie finden mich auf der Therapeutenempfehlungsliste von Prof. Franz Ruppert.